Eine Feuerwehr entsteht
Etwa halb so alt wie die Gemeinde ist die Freiwillige Feuerwehr Puchenau. Am 20. April 1940 wurde die Feuerwehr als örtliche Einrichtung in das Feuerwehrbuch beim Oberösterreichischen Landesfeuerwehrverband eingetragen und erhielt so ihre rechtliche Selbständigkeit.
An die Gründung erinnert sich Johann Hofstätter sen. (vulgo Wöger), Gründungsmitglied und heute dienstältester Feuerwehrmann Puchenaus, so: "Bis zum vierziger Jahr hat's nur die Feuerwehr Koglerau gegeben. Wegen einer Liabsgschicht haben sich die Koglerauer und Puchenauer Feuerwehrer zerstritten. Die Puchenauer haben dann eine eigene Feuerwehr gegründet."
Das war also der Hintergrund für das Entstehen der Feuerwehr Puchenau. Die Gründung lag mitten im Zweiten Weltkrieg. Die ersten Jahre waren demgemäß äußerst hart für die junge, ambitionierte Mannschaft. Kein Geld, nur notdürftige Unterkünfte, kaum Gerätschaft - aber eisener Wille. Die Improvisation war oberstes Organisationsprinzip. So wurden etwa die ersten Motorspritzen (1942 und 1947) behelfsmäßig im Schloß Puchenau untergestellt und anfangs auf einem Handkarren transportiert. Geld zum Ankauf von Ausrüstungsgegenständen war rar. Die Protokollbücher aus den vierziger Jahren geben ein beredtes Zeugnis über den Kampf um die Finanzen. So stellte etwa bei einer Feuerwehr- Vollversammlung im Jahre 1946 der damalige Bürgermeister Pointner den Antrag, einen Feuerwehrball abzuhalten. Verständlich, da 1947 das erste Feuerwehrfahrzeug, ein offener FIAT, seinen Dienst aufnehmen sollte. Um die Relationen herzustellen:
Ein am 23. Mai 1948 veranstaltetes Feuerwehrkränzchen brachte den "stattlichen" Reingewinn von 190,- Schilling. Ständig wurden neue Erfordernisse festgestellt und mit viel Phantasie, Geschick und persönlichem Arbeitseinsatz verwirklicht. Das führte zum Beispiel 1949 zur Übergabe eines "Zeughauses" im Bereich des Schlosses - nach heutigen Maßstäben eine Übertreibung, darum auch die Anführungsstriche. Es handelte sich um einen Holzbau, der in Eigenregie nach einer dafür veranstalteten "Holzsammlung" bei den Puchenauer Landwirten verwirklicht wurde. Trotzdem oder gerade deshalb waren alle stolz auf dieses Werk.
Zu dieser Zeit zählte die Feuerwehr bereits über 20 Mitglieder (begonnen hat man mit 17 Freiwilligen), und die Freiwilligkeit bezog sich schon damals lediglich auf den Ein- und Austritt; der Rest war Pflicht. Anläßlich einer Vollversammlung 1942 erklärte der Kommandant Johann Kogler (Zitat aus dem Protokoll): Wenn ein Feuerwehrmann Einladungen ohne Entschuldigung öfters nicht Folge leistet, muß er entlassen werden. Ein gestrenges Wort zu einer Zeit, zu der der Zustrom zum Feuerwehrdienst wohl nicht so mächtig war. Die überlieferten Einsätze aus dieser Zeit waren überwiegend Brandeinsätze: 1942 ein Waldbrand auf der Windflach (gelöscht mit Schaufeln), 1943 ein Wiesenbrand am Kellerberg (Hochfeld), am 8. Jänner 1944 der Brand des Bauernhauses von Franz Wimmer (vulgo Steinparzer), im selben Jahr der des Kegler- Gutes in der Koglerau und schließlich am 31. Juli um 00.30 Uhr der Brand des Stadler-Gutes (an der Orts- grenze zu Linz - oberhalb der Bundesstraße). Die Alarmierung erfolgte bereits mit einer elektrischen Sirene (installiert 1943). Mit 26. August 1949 ist der erste, das "Mädchen-für-alles"-Image der Feuerwehr bestimmende Nichtbrandeinsatz, dokumentiert; Verkehrsregelung anläßlich eines Motorradrennens auf dem Pöstlingberg.
Im übrigen schreiben die Protokollbücher des Jahres 1949: Gliicklicherweise hatten wir im abgelaufenen Jahr keinen Brand sowie andere Katastrophenfälle zu verzeichnen. Die tiefe innere Erleichterung, die aus diesem Satz hervorgeht, ist im Licht der Schrecken dieses Jahrzehnts nur allzu verständlich.
Man findet zu sich selbst
Die fünfziger Jahre waren einsatzmäßig von den Hochwasserkatastrophen 1954 und 1956 geprägt. Vom 9. bis 11. Juli 1954 waren 16 Mann (beinahe die gesamte Mannschaft) im Dauereinsatz. Fünf von den Fluten eingeschlossene Menschen und zahlreiche Tiere wurden geborgen. Nicht nur das Wasser, auch das Feuer schlug zweimal zu. Am 14. August 1955 brannte das Kleinachleitner- Anwesen bis auf die Grundmauern nieder. Der zweite erwähnenswerte Brandeinsatz dieses Jahrzehnts ereignete sich bereits 1952, als am 19. August beim Reinprecht- Gut eine Fuhre Hafer durch Funkenflug aus dem Traktor Feuer fing. Dieser Einsatz scheint deshalb so beachtenswert, weil seine Schilderung in den Feuerwehraufzeichnungen ein bezeichnendes Bild der damaligen Einstellung vermittelt. So steht zu lesen: Durch das rasche Eingreifen der beiden Kameraden Kepplinger erschien unsere Wehr zuerst am Brandplatz und wurden auch die Löscharbeiten von unserer Wehr durchgeführt. Viele verbinden heute noch die Grundhaltung der Feuerwehr mit dem Spruch "Des is unser Fei!" - sicherlich weit gefehlt. Der Gedanke blitzt zwar hier und da durch, muß aber wegen der Komplexität der Einsätze und der Aufgabenvielfalt der Feuerwehren durch ein absolutes Zusammenarbeitsgebot ersetzt werden.
Zurück in die fünfziger Jahre: 1955 wurde das erste, natürlich gebrauchte, geschlossene Löschfahrzeug (Marke Dodge) angeschafft. Die Übergabe konnte in den bereits 1951 geschneiderten, neuen Uniformen gefeiert werden. Damals wie heute war die Feuerwehr in eine straffe, nach Abschnitten und Bezirken gegliederte Organisations- und Befehlshierarchie eingeteilt. Unmittelbares, weil regelmäßiges Zeichen dieser Unterordnung, sind die jährlichen Inspektionen durch den Abschnitts- und Bezirksfeuerwehrkommandanten. Eine solche Inspektion löste in der Feuerwehrversammlung am 23. August 1953 nicht unerhebliche Turbulenzen aus. Hat sich doch der Feuerwehrinspektor nicht ganz zufrieden über die Ordnung sowie über die Aufbewahrung der Kartoffelspritze im Zeughaus (Zitat aus dem Protokoll) gezeigt. Ein wahrhaft schlimmer Vorwurf, der durch die künftig eiserne Ordentlichkeit der Feuerwehr nie wieder erhoben werden mußte. Die fünfziger Jahre endeten schließlich mit dem massiven Einstieg in die auch sportliche Feuerwehrdisziplin der Feuerwehrwettbewerbe. Neun Mann errangen das Silberne Feuerwehrleistungsabzeichen.
Der Wind des Aufschwungs
Das nächste Jahrzehnt begann am 22. Jänner mit dem verheerenden Brand des Berger-Gutes, und 1963 war die Feuerwehr Puchenau mitbeteiligt an der Rettung der in Brand geratenen Pöstlingbergkirche. Der Mannschaftsstand war zwischenzeitig auf über 30 Mann angewachsen. Der Fuhrpark wurde durch den Ankauf eines Löschfahrzeuges der Marke Opel- Blitz mit einer 6-Zylinder Chevrolet-Maschine entscheidend verbessert. Obwohl es schon einige Jahre auf den Rädern hatte, stand es noch weitere 17 Jahre im Dienste der Feuerwehr Puchenau. Noch heute verrichtet die 2 Jahre später, also 1963, angeschaffte Motorspritze RWV 75 ihren Dienst. Die zweite Hälfte dieses Jahrzehnts war neuerlich von Katastropheneinsätzen geprägt.
Am 5. Juni 1966 wurde das Wohnhaus der Familie Kurz in der Schießstätte mit rund 50 m³ Schlamm überflutet. Aufgetretenes Hochwasser und Felssturzgefahr in der Urfahrwänd führten zu tagelangem Dauereinsatz der Mannschaft. Im selben Jahr legte der erste Kommandant der Feuerwehr Puchenau, Johann Kogler, seine Funktion zurück. Vorerst interimistisch und nach der Wahl am 15. Oktober 1968 offiziell übernahm Karl Grubmüller sen. seine Stelle. Er wirkte in dieser Funktion 20 Jahre lang. Rupert Spindelbalker als Kommandant-Stellvertreter, Josef Dannereder als Zeugwart, Matthias Gahleitner als Kassier und Franz Hehenberger als Schriftführer ergänzten das neu gewählte Kommando. In dieses Jahrzehnt fiel schließlich auch die Übersiedlung der Feuerwehr in eine neue Heimstätte (1962). Durch einen Anbau an das der Gemeinde gehörende Amtsgebäude (Großambergstraße 6) konnten ein Stellplatz für ein Löschfahrzeug und ein Schlauchturm geschaffen werden.
Damit wurden die bisherigen Provisorien ersetzt bzw. ergänzt und dem Umstand Rechnung getragen, daß die Mehrzahl der Feuerwehrleute überwiegend im südlichen Teil der Gemeinde wohnte.
Die Anforderungen wachsen
Je mehr sich dieser Rückblick der Gegenwart nähert, desto rasanter wird die Entwicklung. Die siebziger- und Achtziger Jahre waren nicht nur von einer entscheidenden Verbesserung der Ausrüstungsqualität, sondern auch von einer rasanten Zunahme technischer Einsätze geprägt. Waren es in den Jahren zuvor die Brandeinsätze, die die Protokollbücher füllten, so waren es in diesen beiden Jahrzehnten Berichte über schwere Verkehrsunfälle, Pumparbeiten, Wasserversorgungen und sonstige Dienstleistungen - vom Ordnerdienst über die Türöffnung bis hin zum "Schlangenfangen". Eine neue Ära in der Ausrüstung begann mit der Übernahme des ersten Tanklöschfahrzeuges TLF 2000 Trupp am 7.Februar 1975. Nicht nur im Branddienst, sondern bei vielen anderen Hilfsleistungen kommt dieses Fahrzeug zum Einsatz. So ermöglichte es die Sicherstellung der Trinkwasserversorgung für Puchenau in der Trockenperiode Juni bis Juli 1976. In diesem Zeitraum wurden 200.000 Liter Wasser befördert. Mit dem Tanklöschfahrzeug hielt auch der schwere Atemschutz Einzug in der Feuerwehr. Drei schwere Atemschutzgeräte wurden damals übernommen.
Aus heutiger Sicht ist ein Brandeinsatz ohne diese Geräte undenkbar. Durch das Ansteigen der technischen Einsätze kam es schließlich 1978 zum Ankauf eines dafür geeigneten Fahrzeuges. Ein Löschfahrzeug mit Bergeausrüstung stellte damals die ideale Kombination dar. Parallel zur Verbesserung des Ausrüstungsstandes war in den siebziger Jahren ein bedeutender Mannschaftszuwachs auf rund 50 Mann zu verzeichnen. Viele Söhne der bereits älteren "Feuerwehrhasen" sind in das Alter gekommen, der Feuerwehr beizutreten, und sie haben diese Chance wahrgenommen. Ihre ersten Einsätze hatten es in sich: 24. Juni 1973: Suchaktion nach einem verschwundenen jugoslawischen Gastarbeiter - sein Leichnam wurde aus einer Jauchegrube geborgen; 31. Dezember 1974, 23.45 Uhr: Wohnhausbrand in der Nähe der Mobil- Tankstelle - da es noch kein Tanklöschfahrzeug gab, mußte über viele hunderte Meter von der Donau her über den Golfplatz eine Schlauchleitung gelegt werden; 6. Juli 1975: gewaltiger Erdrutsch in der Achleitnersiedlung; 28. Jänner 1977: Karambolage eines Milchtankfahrzeuges mit der Eisenbahn; 31. März 1979: Schneedruckkatastrophe - die Feuerwehr leistete auch in anderen Gemeinden Dienst; 1. Dezember 1979: Bergung eines Ertrunkenen.
Die geänderten Einsatzerfordernisse, der erhöhte Mannschaftsstand und die umfangreichere Ausrüstung ließen schon Mitte der siebziger Jahre den Ruf nach einem neuen, mit mehr Stellplätzen ausgestatteten Feuerwehrhaus laut werden. Es entstand eine unhaltbare Situation dadurch, daß etwa das Tanklöschfahrzeug Hunderte Meter entfernt vom Feuerwehrhaus eingestellt war. Die Verwirklichung des Wunsches nach einem zeitgemäßen Feuerwehrhaus ließ bis zu dessen Übernahme am 31. Mai 1987 auf sich warten. Das sieht man heute noch.
Die Weiterentwicklung ließ auch im letzten Jahrzehnt dieses Rückblicks nicht nach. Am 8. März 1985 wurde ein hydraulisches Schneid- und Bergegerät übernommen. Bis zum heutigen Tag kann man ohne Übertreibung sagen, hat es geholfen, zahlreichen Menschen, die bei Unfällen auf der B 127 zu Schaden kamen, das Leben zu retten. Im selben Jahr am 20. September 1985 wurde das dritte Einsatzfahrzeug, ein Kleinlöschfahrzeug VW LT 35, übernommen. Aufgrund der entsprechenden Ausbildung und der Anzahl der zur Verfügung stehenden Männer fällt in diese Zeit auch die Bestimmung der Feuerwehr Puchenau zum Strahlenmeßtrupp- Stützpunkt. Insgesamt neun speziell ausgebildete Feuerwehrmänner mit entsprechenden Meß-, Such- und Sicherungsgeräten stehen für diesen Spezialeinsatzbereich zur Verfügung. Von der Mitte der Achtziger Jahre an bis heute war das Einsatzgeschehen der Feuerwehr wesentlich durch schwere und schwerste Verkehrsunfälle auf der Rohrbacher Bundesstraße bestimmt. Jahre mit 2 bis 3 toten Verkehrsteilnehmern waren keine Seltenheit. Brandeinsätze traten völlig in den Hintergrund. Die Einsatzhäufigkeit nahm ständig zu. Die großen Katastrophen blieben in den Achtziger Jahren aus. Sie suchten das Gemeindegebiet und damit auch die Feuerwehr erst wieder in den letzten 3 Jahren, dafür aber umso ärger, heim: 3. Jänner 1990:
Großbrand des landwirtschaftlichen Anwesens von Johann Schwarz (vulgo Walneder) - 172 Mann waren im Einsatz; März 1990: Windbruchkatastrophe; Juni und August 1991: Überschwemmungskatastrophe. Zieht man eine Bilanz seit 1968, also über rund 25 Jahre, so gab es für die Feuerwehr Puchenau insgesamt 77 Brand- und 1578 technische Einsätze, davon im Jahr 1990 2 Brand- und 77 technische Einsätze mit einer Gesamtleistung von 2838 Mannstunden, im Jahre 1991 4 Brand- und 123 technische Einsätze und im Jahr 1992 6 Brand- und 65 technische Einsätze mit einer Gesamtleistung von 1564 Mannstunden. Durch viele Jahre hindurch liegt damit die Feuerwehr Puchenau an erster Stelle in der Einsatzhäufigkeit aller Feuerwehren des Bezirkes Urfahr-Umgebung.
Daß daneben - wie es sich für eine zünftige Feuerwehr gehört - noch Zeit zum Feiern bleibt, bewiesen die 50-Jahr-Feiern des Jahres 1990. Der Mannschaftsstand beträgt mittlerweile 68 Feuerwehrmänner und eine Jugendgruppe mit derzeit 13 Burschen im Alter von 12-16 Jahren.
Der Mai 1993 brachte schließlich den Höhepunkt, was die Ausrüstung der Feuerwehr mit Fahrzeugen betrifft. Ein Rüstlöschfahrzeug wurde in den Dienst gestellt und soll für viele Jahre die Einsatzbedürfnisse der Feuerwehr Puchenau abdecken.
So präsentiert sich diese Feuerwehr nunmehr mit einem großen Feuerwehrhaus, einem Rüstlöschfährzeug, einem Tanklöschfahrzeug, einem Lösch- und einem kombinierten Kommando- und Löschfahrzeug. Sie verfügt über sechs schwere Atemschutzgeräte, ein Bergegerät, zwei Stromerzeuger, Schlauchmaterial in einer Länge von insgesamt 1925 m, eine funkgesteuerte Sirenenanlage, 20 Meldeempfänger, zwei Tragkraftspritzen, Meßgeräte für einen Strahlenmeßtrupp und zahlreiches, weiteres Gerät für den Lösch- und Bergedienst.
Seit 1988 steht die Feuerwehr unter der Leitung von Kommandant Hauptbrandinspektor Karl Grubmüller jun.; die weiteren Kommandomitglieder sind: Dr. Wolfgang Kronsteiner (Kommandant-Stellvertreter), Josef Dannereder (Zeugwart), Peter Koppensteiner (Kassier) und Walter Kronsteiner (Schriftführer). Zugskommandant ist BI Karl Hörschläger, Lotsenkommandant BI Franz Hehenberger, Zugstruppkommandant HBM Hubert Keplinger; die Gruppenkommandanten HBM Gerhard Laus, Horst Erlinger und Alfred Grubmüller. Besonders an diesen Männern wird die künftige Gestaltung der Freiwilligen Feuerwehr Puchenau liegen. Gemeinsam mit ihren Kameraden sehen sie ihre vornehmliche Aufgabe darin, die Bevölkerung bei Brand und Katastrophen zu schützen und vor Schaden zu bewahren.
Ein Bericht von Dr. Wolfgang Kronsteiner